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Hospital Hygiene, looked at from a holistic perspective

Das Erinnern an ein Leben, dessen Großteil im Dienste der auf der Medaille abgebildeten Göttin Hygieia gestanden ist, bietet die Gelegenheit, sich zu fragen, warum diese medizinische Disziplin gerade diesen Namen trägt. Dazu müssen wir uns in die oberste Etage des griechischen Götterhimmels bewegen:...

Descripción completa

Detalles Bibliográficos
Autor principal: Flamm, Heinz
Formato: Texto
Lenguaje:English
Publicado: German Medical Science 2007
Materias:
Acceso en línea:https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2831493/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20200690
Descripción
Sumario:Das Erinnern an ein Leben, dessen Großteil im Dienste der auf der Medaille abgebildeten Göttin Hygieia gestanden ist, bietet die Gelegenheit, sich zu fragen, warum diese medizinische Disziplin gerade diesen Namen trägt. Dazu müssen wir uns in die oberste Etage des griechischen Götterhimmels bewegen: Der schöne, aber gewalttätige Apollon, der Sohn des Zeus und Großvater der Hygieia, schleuderte seine Tod und Verderben bringende Pfeile, war aber daneben auch für die Heilung und die dafür oft nötigen Orakel zuständig. Letzteres, also die medizinische Funktion, ging später auf seinen per sectionem geborenen Sohn Asklepios (Äskulap) über. Dieser wiederum begnügte sich nicht damit, kranke Menschen zu heilen, sondern erweckte auch Tote zum Leben, was ein Vergehen gegenüber Hades, dem Herrn der Unterwelt darstellte. Zur Strafe tötete ihn Großvater Zeus mit Hilfe eines Blitzes. Zu unserem Glück hatte Asklepios aber zuvor Epigone („die Lindernde“) geheiratet und 12 Kinder gezeugt. In der hygienischen Gruppe von 4 Kindern finden wir Hygieia, unter den 8 Kindern der therapeutischen Gruppe sticht Panakeia (die Allheilende) heraus. Hygieia blieb übrigens, offenbar wegen zu geringer Nachfrage, ihr Leben lang Jungfrau. Gegen diesen Mangel an Nachwuchs kämpfen Hygieniker bis heute an. Im Hippokratischen Eid werden Apollon, Asklepios, Hygieia und Panakeia als Zeugen für den Ernst des Schwurs angerufen. Großvater Apollon, Vater Asklepios sowie Tochter /Enkelin Hygieia symbolisieren die heutige Medizin: Die apollonische, aggressive Medizin missachtet und missbraucht Menschen, in der Gegenwart sucht sie nach biologischen, chemischen oder atomaren Waffen, um die Menschheit zu bekämpfen. Die asklepiadische Medizin, die Heil-Kunde im engsten Sinn, konzentriert sich auf Heilung oder zumindest Linderung der Beschwerden des Menschen. Sie ist auf den Einzelnen konzentriert, dessen Interessen gewahrt werden müssen. Die hygienische Medizin arbeitet dagegen für die Zukunft: Der hygienisch Tätige wartet nicht, bis der Kranke auf ihn zukommt. Er muss dem vielmehr zuvor kommen, indem er nach bester Möglichkeit verhindert, dass Menschen krank werden. Wohl wird der Vertreter der Hygiene auch manchmal mit dem einzelnen Menschen zu tun haben, im Allgemeinen muss er aber das Wohl der Masse vor Augen haben. Dabei können für das Gemeinwohl notwendige hygienische Maßnahmen durchaus das Interesse einzelner Personen beeinträchtigen. Die Anordnung von Isolationsmaßnahmen oder Zwangsimpfungen bedeuten mitunter Unannehmlichkeiten bis zu Gesundheitsgefährdungen für einzelne. Die Krankenhaushygiene gehört also zur prophylaktischen Medizin im weitesten Sinn. Der heute allgemein übliche Begriffsinhalt der Krankenhaushygiene ist daher zu kurz gefasst. Schon vor Jahren habe ich darauf hingewiesen, dass das Krankenhaus viel mehr ist als nur ein Gebäude zur Aufnahme und Behandlung von Kranken. Das Krankenhaus ist darüber hinaus Arbeitsstätte für Angehörige zahlreicher Berufe und spezifischen Berufsgefahren und es ist ein Betrieb, der durch Emissionen die Umgebung beeinflusst. Diese beiden Aspekte sind seit der Xenodochien des Altertums, über die nach verschiedenen Heiligen benannten Krankenhäuser des Mittelalters und der frühen Neuzeit bis zu den Monsterkrankenhäusern der Gegenwart nie berücksichtigt worden. Der „Entwurf zu einem allgemeinen Krankenhause“ von Johann Peter Xaver Fauken aus dem Jahre 1784 bietet detaillierte Beschreibungen eines nach damaliger Sicht idealen Krankenhauses, das ganz und ausschließlich auf die Patienten ausgerichtet ist. Fauken, ein Arzt im vor den Toren Wiens gelegenen Marxerspitals, war sich dabei durchaus der Gefährdungen der Patienten im Krankenhaus bewusst, hatte er doch schon vor Semmelweis eine Verbindung zwischen einer Epidemie von Kindbettfieber mit dem epidemisch auftretenden Faulfieber angenommen. In den im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert für das Gesundheitswesen vorbildlichen österreichischen Provinzen Norditaliens findet man dieselbe Ausrichtung für Krankenhäuser, wie sie Frauken beschreibt (Malaspina di Sannazaro, Pavia 1793, mit Zusätzen übersetzt von Salomo Constantin Titius „Bemerkungen über die Hospitäler, besonders deren innere Einrichtung zur Verpflegung und Wartung der Kranken“). Für das Krankenhaus als Arbeitsstätte gelten in den verschiedenen nichtmedizinischen Bereichen wie z.B. Küche, Wäscherei, Werkstätte, Kraftzentrale, Abfallentsorgung, Patienten – und Warentransport, Tierhaltung, Büro und Bibliothek die entsprechenden arbeitshygienischen Maßnahmen. Diesen zu- oder übergeordnet sind aber krankenhausspezifische Auflagen wie etwa der Infektionsschutz. Solche krankenhaushygienischen Maßnahmen schützen sowohl die Patienten gegenüber dem Personal und der Umgebung, wie aber auch als berufsspezifische Maßnahme das Personal vor Infektionen durch Patienten. Das Krankenhaus als die Umgebung beeinflussender Emitent wird neben den Errichtungs- und Betriebsbedingungen, wie sie in den für Betriebe üblichen Umweltverträglichkeitsverfahren festgelegt werden, ebenfalls zusätzlich krankenhausspezifische Auflagen erfüllen müssen. So muss z.B. das Austreten schädlicher Agenzien verhindert werden. Hierzu gehören nicht nur Krankheitserreger, sondern auch chemische Stoffe, wie z.B. Desinfektionsmittel. Womit wir wieder am Anfang der Erinnerungen sind, den Erinnerungen nicht nur an die Krankenhaushygiene, sondern auch an viele Treffen und Gespräche mit Hans-Joachim Molitor über einige Jahrzehnte hinweg. Ihm war es immer ein Anliegen, ganzheitlich zu denken und verantwortlich zu sein, d.h. beide Anforderungen an Desinfektionsmittel zu erfüllen: die optimale Wirksamkeit gegenüber Krankheitserregern gepaart mit der geringsten möglichen Giftigkeit für Mensch und Umwelt.