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"Maecenates voco!": laudation for Hans-Joachim Molitor

„Maecenates voco!“ . . . riefen Politiker im alten Rom, wenn Notwendiges zu finanzieren war, das Budget dafür aber nicht reichte. Gemeint waren damit Gaius Clinicus Maecenas und andere, die (wie Maecenas) bereit waren, in einem solchen Fall auszuhelfen. Der Ruf wird Hans-Joachim Molitor vertraut sei...

Descripción completa

Detalles Bibliográficos
Formato: Texto
Lenguaje:English
Publicado: German Medical Science 2007
Materias:
Acceso en línea:https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2831505/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20200688
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collection PubMed
description „Maecenates voco!“ . . . riefen Politiker im alten Rom, wenn Notwendiges zu finanzieren war, das Budget dafür aber nicht reichte. Gemeint waren damit Gaius Clinicus Maecenas und andere, die (wie Maecenas) bereit waren, in einem solchen Fall auszuhelfen. Der Ruf wird Hans-Joachim Molitor vertraut sein. Nicht nur, weil er zeitlebens seiner altphilologischen Erziehung treu geblieben ist, sondern weil er ihn im Laufe der letzten mehr als 45 Jahre wohl häufig gehört hat. Unter einem „Mäzen“ versteht man bis heute „eine Person, die jemanden mit Geld oder geldwerten Mitteln bei der Erstellung eines Werkes unterstützt, ohne eine direkte Gegenleistung zu verlangen.“ Selbst Wissenschaftler, heute zwangsläufig mehr oder weniger vertraut mit wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, schmunzeln mitunter über eine solch unzeitgemäße Einstellung. Wer gibt heute denn noch, ohne zu fragen, welcher eigene Vorteil sich daraus direkt oder indirekt ableiten lässt? Einer, der dies eingeschränkt nur durch die ihm zur Verfügung stehenden Mittel, sein Leben lang getan hat und tut, hat unlängst seinen 70. Geburtstag gefeiert. Wir wollen dazu gratulieren, indem wir uns erinnern und durch die Erinnerung möglicherweise auch zur Nachahmung motivieren. Hans-Joachim Molitor wird 1935 in Menden, im Sauerland geboren. Das Gymnasium, das er besucht, legt den Grundstein für ein humanistisches Leitbild, das ihn zeitlebens prägen wird. In Köln studiert er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und bekommt seine erste Anstellung in einer Düsseldorfer Werbeagentur. Mit 35 Jahren kommt er an, wo er bleiben wird: Er wechselt von der Agenturseite in die Industrie zur DESOWAG Chemie, verantwortlich für Desinfektionsmittel-Klassiker wie Incidin und Spitacid. Nach kurzer Zeit schon kommt der Ruf nach Hamburg zu Schülke & Mayr, damals dem größten der Branche in Europa. Hans-Joachim Molitor wird Marketingdirektor für das gesamte europäische Geschäft und Mitglied der Geschäftsleitung. Die Begegnungen mit Wissenschaftlern aus ganz Europa zeigen ihm schnell die Notwendigkeit, tätig zu werden: 1971 findet auf seine Initiative das erste „International Colloquy“ statt. Es ist die erste Initiative überhaupt, Wissenschaftler aus ganz Europa an einen Tisch zu bringen. Zu dieser Zeit glaubt wohl nur er unbeirrbar an die Möglichkeit, die Testmethoden der Desinfektionsmittelwirkung in Europa angleichen zu können. Die Arbeitsgruppe, bestehend aus 12 Wissenschaftlern, ausgewählt anlässlich des ersten, bestätigt im zweiten Internationalen Colloquium 1973, hat dann die Basis gelegt für weit reichende, noch heute gültige Ergebnisse und den andauernden europäischen Dialog. Sekretariat, Koordination Moderation und mitunter auch Motivation der Arbeitsgruppe wie der übergreifenden Veranstaltungen lagen in seinen Händen. Seine Überzeugung ist, dass Menschen miteinander reden müssen, um einig zu werden. Also initiiert und unterstützt er über all die Jahre Veranstaltungen, Roundtables, Workshops oder andere Arbeitsgruppen, bringt Menschen in ganz Europa zusammen – nie verbunden mit einer sachlichen Einmischung oder der Vorgabe von Zielen. An sein Mäzenatentum erinnern können müssten sich auch all die jungen Talente, die durch seine direkte oder diskrete Hilfe in „elitäre wissenschaftliche Zirkel“ aufgenommen, ihr Talent leichter und schneller sichtbar machen konnten. Wissenschaftliches Arbeiten förderte er nicht nur durch Sponsorchips, sondern z.B. auch, indem er 1973 die Gründung der „Rudolph Schülke – Stiftung“ anregt, die bis heute den renommiertesten Preis für wissenschaftliche Leistungen im Bereich Desinfektionsmittel vergibt. 1975 verlässt er Schülke & Mayr, um sich seinen Traum zu verwirklichen, selbst ein Unternehmen zu gründen, und nach eigenen Richtlinien agieren zu können: Im Februar 1976 entsteht die Antiseptica chem. pharm. Produkte GmbH – ein Unternehmen, von allem Anfang an aufbauend auf Produkten nach den jeweils modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren konsequenten internationalen Vermarktung: Die Antiseptica ist heute in 24 Ländern vertreten. Das kleine Unternehmen hat nicht mehr die finanziellen Ressourcen eines „Großen“ im Markt, der geschäftsführende Gesellschafter dafür aber die gleich bleibend große Bereitschaft, die Wissenschaft zu fördern. 1979 wird EURIDIKI gegründet, eine Gruppe, bestehend aus Intensivmedizinern und Hygienikern mit dem Ziel, die Theorie (Hygiene) der täglichen Praxis (Intensivmedizin) anzugleichen und von Ärzten und Schwestern nicht nur das Nötige, sondern vor allem das Machbare zu fordern. Die Gruppe leistet über einen Zeitraum von 20 Jahren mühsame und sicherlich auch unspektakuläre Grundlagenforschung. Hans-Joachim Molitor sponsert und animiert Geschäftsfreunde, mitzumachen – mehr als 20 Jahre. Wer ihn kennt, kann erleben, welch starke visionäre Kraft er besitzt. Damit hat er, ohne sich selbst je in Pose zu bringen, die wesentlichen Entwicklungen der Branche in den letzten Dezennien signifikant mit gestaltet: sei es durch initiierte Gespräche und direkte finanzielle Förderung, sei es durch Inspiration, Motivation, vor allem aber durch seine immerwährende Bereitschaft und seinen Mut, sich mit Neuem auseinanderzusetzen, in Neues zu investieren. Er sponsert europäische Wissenschaftler, die in den USA über die alkoholische Händedesinfektion sprechen, als in den Zentralen der Wettbewerber darüber nur gelächelt wird, Antiseptica Polyalcohol Händedesinfektion ist das erste alkoholische Präparat, das in den Golfstaaten verkauft wird. Hans-Joachim Molitor glaubt an die Idee und die Notwendigkeit des Experimentierens wie an die unbedingte Freiheit der Wissenschaft. Und er beweist Geduld, wenn er an etwas glaubt. Keine zeitgemäßen Prinzipien in Zeiten, in denen der Shareholder Value Priorität hat und der Erfolgs- Kosten- und Zeitdruck in den wissenschaftlichen Abteilungen eher mittelmäßige Lösungen als Spitzenleistungen fördert. Auch Ethik, Fairness und Bescheidenheit sind heute manchmal von nur bedingter Relevanz. Herr Dr. Hans-Joachim Molitor hat altmodische Prinzipien. Genau dafür wollen die Autoren sich bei ihm bedanken. Wir tun dies auf den folgenden Seiten auf eine Weise, die ihm besonders entspricht: in Form eines freien wissenschaftlichen Diskurses über das, was in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Infektionsprophylaxe erreicht worden ist.
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id pubmed-2831505
institution National Center for Biotechnology Information
language English
publishDate 2007
publisher German Medical Science
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spelling pubmed-28315052010-03-03 "Maecenates voco!": laudation for Hans-Joachim Molitor GMS Krankenhhyg Interdiszip Article „Maecenates voco!“ . . . riefen Politiker im alten Rom, wenn Notwendiges zu finanzieren war, das Budget dafür aber nicht reichte. Gemeint waren damit Gaius Clinicus Maecenas und andere, die (wie Maecenas) bereit waren, in einem solchen Fall auszuhelfen. Der Ruf wird Hans-Joachim Molitor vertraut sein. Nicht nur, weil er zeitlebens seiner altphilologischen Erziehung treu geblieben ist, sondern weil er ihn im Laufe der letzten mehr als 45 Jahre wohl häufig gehört hat. Unter einem „Mäzen“ versteht man bis heute „eine Person, die jemanden mit Geld oder geldwerten Mitteln bei der Erstellung eines Werkes unterstützt, ohne eine direkte Gegenleistung zu verlangen.“ Selbst Wissenschaftler, heute zwangsläufig mehr oder weniger vertraut mit wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, schmunzeln mitunter über eine solch unzeitgemäße Einstellung. Wer gibt heute denn noch, ohne zu fragen, welcher eigene Vorteil sich daraus direkt oder indirekt ableiten lässt? Einer, der dies eingeschränkt nur durch die ihm zur Verfügung stehenden Mittel, sein Leben lang getan hat und tut, hat unlängst seinen 70. Geburtstag gefeiert. Wir wollen dazu gratulieren, indem wir uns erinnern und durch die Erinnerung möglicherweise auch zur Nachahmung motivieren. Hans-Joachim Molitor wird 1935 in Menden, im Sauerland geboren. Das Gymnasium, das er besucht, legt den Grundstein für ein humanistisches Leitbild, das ihn zeitlebens prägen wird. In Köln studiert er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und bekommt seine erste Anstellung in einer Düsseldorfer Werbeagentur. Mit 35 Jahren kommt er an, wo er bleiben wird: Er wechselt von der Agenturseite in die Industrie zur DESOWAG Chemie, verantwortlich für Desinfektionsmittel-Klassiker wie Incidin und Spitacid. Nach kurzer Zeit schon kommt der Ruf nach Hamburg zu Schülke & Mayr, damals dem größten der Branche in Europa. Hans-Joachim Molitor wird Marketingdirektor für das gesamte europäische Geschäft und Mitglied der Geschäftsleitung. Die Begegnungen mit Wissenschaftlern aus ganz Europa zeigen ihm schnell die Notwendigkeit, tätig zu werden: 1971 findet auf seine Initiative das erste „International Colloquy“ statt. Es ist die erste Initiative überhaupt, Wissenschaftler aus ganz Europa an einen Tisch zu bringen. Zu dieser Zeit glaubt wohl nur er unbeirrbar an die Möglichkeit, die Testmethoden der Desinfektionsmittelwirkung in Europa angleichen zu können. Die Arbeitsgruppe, bestehend aus 12 Wissenschaftlern, ausgewählt anlässlich des ersten, bestätigt im zweiten Internationalen Colloquium 1973, hat dann die Basis gelegt für weit reichende, noch heute gültige Ergebnisse und den andauernden europäischen Dialog. Sekretariat, Koordination Moderation und mitunter auch Motivation der Arbeitsgruppe wie der übergreifenden Veranstaltungen lagen in seinen Händen. Seine Überzeugung ist, dass Menschen miteinander reden müssen, um einig zu werden. Also initiiert und unterstützt er über all die Jahre Veranstaltungen, Roundtables, Workshops oder andere Arbeitsgruppen, bringt Menschen in ganz Europa zusammen – nie verbunden mit einer sachlichen Einmischung oder der Vorgabe von Zielen. An sein Mäzenatentum erinnern können müssten sich auch all die jungen Talente, die durch seine direkte oder diskrete Hilfe in „elitäre wissenschaftliche Zirkel“ aufgenommen, ihr Talent leichter und schneller sichtbar machen konnten. Wissenschaftliches Arbeiten förderte er nicht nur durch Sponsorchips, sondern z.B. auch, indem er 1973 die Gründung der „Rudolph Schülke – Stiftung“ anregt, die bis heute den renommiertesten Preis für wissenschaftliche Leistungen im Bereich Desinfektionsmittel vergibt. 1975 verlässt er Schülke & Mayr, um sich seinen Traum zu verwirklichen, selbst ein Unternehmen zu gründen, und nach eigenen Richtlinien agieren zu können: Im Februar 1976 entsteht die Antiseptica chem. pharm. Produkte GmbH – ein Unternehmen, von allem Anfang an aufbauend auf Produkten nach den jeweils modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren konsequenten internationalen Vermarktung: Die Antiseptica ist heute in 24 Ländern vertreten. Das kleine Unternehmen hat nicht mehr die finanziellen Ressourcen eines „Großen“ im Markt, der geschäftsführende Gesellschafter dafür aber die gleich bleibend große Bereitschaft, die Wissenschaft zu fördern. 1979 wird EURIDIKI gegründet, eine Gruppe, bestehend aus Intensivmedizinern und Hygienikern mit dem Ziel, die Theorie (Hygiene) der täglichen Praxis (Intensivmedizin) anzugleichen und von Ärzten und Schwestern nicht nur das Nötige, sondern vor allem das Machbare zu fordern. Die Gruppe leistet über einen Zeitraum von 20 Jahren mühsame und sicherlich auch unspektakuläre Grundlagenforschung. Hans-Joachim Molitor sponsert und animiert Geschäftsfreunde, mitzumachen – mehr als 20 Jahre. Wer ihn kennt, kann erleben, welch starke visionäre Kraft er besitzt. Damit hat er, ohne sich selbst je in Pose zu bringen, die wesentlichen Entwicklungen der Branche in den letzten Dezennien signifikant mit gestaltet: sei es durch initiierte Gespräche und direkte finanzielle Förderung, sei es durch Inspiration, Motivation, vor allem aber durch seine immerwährende Bereitschaft und seinen Mut, sich mit Neuem auseinanderzusetzen, in Neues zu investieren. Er sponsert europäische Wissenschaftler, die in den USA über die alkoholische Händedesinfektion sprechen, als in den Zentralen der Wettbewerber darüber nur gelächelt wird, Antiseptica Polyalcohol Händedesinfektion ist das erste alkoholische Präparat, das in den Golfstaaten verkauft wird. Hans-Joachim Molitor glaubt an die Idee und die Notwendigkeit des Experimentierens wie an die unbedingte Freiheit der Wissenschaft. Und er beweist Geduld, wenn er an etwas glaubt. Keine zeitgemäßen Prinzipien in Zeiten, in denen der Shareholder Value Priorität hat und der Erfolgs- Kosten- und Zeitdruck in den wissenschaftlichen Abteilungen eher mittelmäßige Lösungen als Spitzenleistungen fördert. Auch Ethik, Fairness und Bescheidenheit sind heute manchmal von nur bedingter Relevanz. Herr Dr. Hans-Joachim Molitor hat altmodische Prinzipien. Genau dafür wollen die Autoren sich bei ihm bedanken. Wir tun dies auf den folgenden Seiten auf eine Weise, die ihm besonders entspricht: in Form eines freien wissenschaftlichen Diskurses über das, was in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Infektionsprophylaxe erreicht worden ist. German Medical Science 2007-09-13 /pmc/articles/PMC2831505/ /pubmed/20200688 Text en Copyright © 2007 http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/ This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). 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